Tipp von
Michaela Nienhüser
weitere TippsEs gibt unendlich viele Geschichten über die Wichtigkeit und die Suche nach dem oder der "Einen" im Leben. Oder über die Bedeutung von familiären Beziehungen, zur Mutter, dem Vater oder den Großeltern. Cornelia Achenbach stellt in ihrem zweiten Roman "Nachwanderung" eine ganz andere wichtige (vielleicht sogar die wichtigste?) Bezugsperson in den Mittelpunkt : Die "beste" Freundin. Oder eben das dauerhafte Fehlen, das Verschwinden dieser aus dem eigenen Leben.
Ines hat Kirsten irgendwann verloren. Seitdem hat sie zwar immer noch Freunde, mit Martin und Marie auch eine eigene kleine Familie, aber niemanden mehr, mit dem sie diese wunderbare, eingeschworene, großartige, zickige enge Vertrautheit teilt, "das andere Ich".
Kirsten verschwindet nach einer Nachtwanderung. Keiner kann es erklären, Ines "weiss nichts". Nach drei Tage ist die Freundin plötzlich wieder da und doch nicht. Ines kann sie nicht mehr erreichen, wird von der Mutter abgewiesen und auch niemand anderes bekommt eine Erklärung, was mit Kirsten geschehen ist. Ines bleibt ratlos zurück.
Nun, zwanzig Jahr später, bringt die Einladung zu einem Klassentreffen Verdrängtes wieder an die Oberfläche.
"Du romantisierst" wirft Martin Iris gleich zu Beginn vor. Diesen Vorwurf kann man Cornelia Achenbach nicht machen. Ihren Figuren gegenüber ist sie schonungslos ehrlich und sezierend, lotet Tiefen und Untiefen aus, macht Widersprüche im Leben zwischen Anspruch und Wirklichkeit deutlich. Genau das macht ihre Geschichten so lesenwert und über die Lektüre hinaus nachdenklich. Ich zumindest, habe meiner besten Freundin erst einmal gesagt, wie wichtig sie für mich ist!