Mit dem ,naturalismo radical' rehabilitiert die Arbeit eine überaus erfolgreiche, jedoch aus ideologischen Gründen aus dem offiziellen Kanon ausgeblendete Variante des spanischen Naturalismus. Anhand der Romane von Eduardo López Bago (1855-1931) und Alejandro Sawa (1862-1909) werden hierbei Strategien untersucht, mit denen das Wissen der neuen Leitwissenschaft Medizin narrativiert und für eine - ,wissenschaftlich sanktionierte' - Kritik an der katholischen Glaubenswelt instrumentalisiert wird. Damit kann zugleich die bislang in Abrede gestellte bedingungslose Umsetzung der Romanpoetik des frühen Émile Zola im spanischen Naturalismus nachgewiesen werden. Die komplexen Gegenstände der Analyse stellen die Arbeit übergreifend in den Kontext des europäischen Kulturkampfes, jener transnationalen Konfrontation von ,Wissen' und ,Glauben' im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, deren politische und soziale Relevanz eine kulturwissenschaftlich ausgerichtete Forschung immer deutlicher hervorhebt.