Nicht Hegel und nicht Nietzsche: Kant. Die Kritik der Urteilskraft ist darum die richtige Theorie des ästhetischen Urteils, weil sie eben keine Theorie ist. Sie ist eine Kritik. Das besagt zumindest, daß man nur dann weiß, was ein ästhetisches Urteil ist, wenn man urteilt. Also urteile ich und wiederhole: Der Satz »Das ist Kunst«, durch welchen die Readymades als Kunst befunden worden sind, ist ein ästhetisches Urteil. Das Urteil jedoch, das ich eben erneuert habe, ist es offensichtlich nicht; es ist auch kein theoretisches, es ist ein historisches Urteil. Es gibt das postmoderne Paradigma des modernen ästhetischen Urteils wieder. Zwar hebt es die Antinomie nicht auf, welche offensichtlich die zeitgenössische Kunstkritik in jenem Entweder-Oder (entweder ein Urteil oder eine Ästhetik) gefangen hält, führt sie aber einer Lösung entgegen. Dazu muß man, und das genügt, Kant nach Duchamp neu lesen.
Thierry de Duve, Jahrgang 1944, in Belgien geboren, lehrt seit über zehn Jahren in Brüssel Ästhetik und Semiologie. Seit 1982 ist er Professor für moderne und zeitgenössische Kunstgeschichte und Ästhetik an der Universität Ottawa. Zugleich ist er Programmdirektor am Collège international de philosophie. Die vorliegende deutsche Ausgabe ist die überarbeitete, ergänzte und verbesserte Fassung von zwei französischen Originalausgaben: »Au nom de l¿art« sowie »Résonance du Readymade«.
Das Universale und das Singuläre:
Kunst war ein Eigenname Gegeben sei der Fall Richard Mutt
Das Spezifische und das Generische:
Das Ready-made und die Farbtube Das Monochrom und die Leinwand
Alles und Jedes:
Kantnach Duchamp Mach, was dir beliebt!