Bücher Wenner
Julia Karnick liest aus "Man sieht sich"
22.08.2024 um 19:30 Uhr
Einzelne Novellen
von Paul Heyse
Verlag: OTB eBook publishing
E-Book / EPUB
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ISBN: 978-3-98826-570-8
Auflage: 1. Auflage
Erschienen am 04.07.2023
Sprache: Deutsch
Umfang: 185 Seiten

Preis: 1,99 €

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Klappentext

Auszug: Eine große Philisterherberge, eine solide Bürgerrettungsanstalt und Versicherungsgesellschaft gegen poetische Feuersbrünste und phantastische Hagelschläge ist diese moderne Welt, und die sogenannte gemäßigte Zone, die sich für die Beletage darin ausgiebt, zumal unser theures deutsches Vaterland, hat es in der berufsmäßigen Langenweile am weitesten gebracht! Da sitzen wir so friedlich beisammen, das heißt, ein Jeglicher in seiner numerirten Einzelzelle, den Schafspelz der Geduld und Wachsamkeit, mit Patriotismus und Dienstpflicht gefüttert, über die Ohren gezogen, heirathen, sobald wir eine Frau und ihren Schneider ernähren können, und erzählen in einer pädagogisch angeregten Stimmung unseren heranwachsenden Söhnen mit sittlicher Würde von den dummen Streichen unserer eigenen Jugend ? zum warnenden Exempel! Und das mit Recht. Denn wenn wirklich statt der Milch der frommen Denkart, die wir an der Mutterbrust der modernen Civilisation einsaugen, ein feuriges Blut durch die Adern des guten Jungen rollte, das gern über die Stränge schlüge, wozu sollte es führen? Die Zeit der Abenteuer ist vorbei. An jeder Straßenecke erwartet den sonderbaren Schwärmer, der in harmloser Ungebundenheit über die ausgetretenen Alltags-Geleise schweift, ein Schutzengel in Uniform. Will er sein Mädchen entführen, das ihm hartherzige Eltern nicht ohne Amt und Auskommen gönnen, so erreicht er höchstens die nächste Telegraphenstation. Brennt irgendwo das Haus eines reichen Juden und er wünscht die schöne Recha hinauszutragen, auf die Gefahr, sich den Zipfel seines Mantels und ein Stück Herz zu versengen, so kommt ihm die städtische Feuerwehr mit rasselnden Spritzen zuvor, und eh' er sich's versieht, sind auch die Flammen in seinem ritterlichen Busen gelöscht. Wer kann auch nur auf einer Fußreise sich verirren, seit überall, statt wild durcheinander wachsender Wälder, zahme Baumschulen eingeführt sind, und auf den Wegweisern Ortho- und Geographie einander die Hand reichen? O dieses tintenklecksende Säculum! Ja, wenn noch »die Sonne lieblich schiene, wie in Welschland lau und blau, ging' ich mit der Mandoline durch die überglänzte Au!« Aber dieser nichtswürdige Winter, der alle Unternehmungen voll Mark und Nachdruck im Keim erstickt! Und dabei thun wir noch groß mit unserem Menschenverstande, statt uns vor den Thieren zu schämen, die so vernünftig sind, sich ihren Winterschlaf nicht nehmen zu lassen, bis das Wetter danach wird, daß man wieder unverfroren auf Abenteuer ausgehen kann!